Hansjörg Rabanser
Rabanser orientierte seinen Untersuchungsraum allerdings an einem „’modernen’ Länderkomplex“, der nur zum Teil die historische Gemengelage abbildet und dabei die
Verfolgungen im heutigen Trentino ausklammert – und damit die Verfolgungen im Fleimstal (Val di Fiemme, 1501-1505), im Fassatal (Val di Fassa, 1573, 1627-1631) und im Nonstal (Val di Non,
1611-1615); vgl. H. Rabanser, Hexenwahn, 9. Gerade der offensichtlich strukturelle Zusammenhang der Völser Hexenprozesse mit den zuvor im Trentiner Val di Fiemme zwischen 1501 und 1505
durchgeführten Verfahren wird so von Rabanser nicht hergestellt und nur deshalb kann er das Völser Verfahren als den ersten Tiroler Prozess werten (Hexenwahn, 197); H. Dienst,
Hexenprozesse, 250, bezeichnet die Völser Verfahren hingegen richtig als „die ersten vor einem weltlichen Gericht verhandelten Hexenprozesse im deutschen Teil Tirols“. Tatsächlich wurden
im Fleimstal 1501-1505 insgesamt 15 Frauen und ein Mann als vermeintliche Hexen hingerichtet. Beachtenswert erscheint, dass der verantwortliche Richter mit dem Landeshauptmann Leonhard von Völs
verwandt war und die Aussagen der Fleimser und der Völser Geständnisse große Ähnlichkeiten aufweisen; vgl. E. Perkmann, Hexenprozesse, 11f. u. 41.